Rund 55 Prozent der medizinisch Hilfesuchenden des
sogenannten Gesundheitsladens haben keine Krankenversicherung wie die Stadtratsfraktion der SPD Worms beim Besuch der Caritas vor Ort erfahren hat. „Unser als ärztliche Praxis anerkannter
Gesundheitsladen ist karitativ und versorgt Menschen in Armutslagen“, erläuterte Georg Bruckmeir als verantwortlicher Fachbereichsleiter. SPD Fraktionsvorsitzender Timo Horst hatte das Thema
„Gesundheitsladen“ auf die Agenda der Fraktion gesetzt, „weil uns die soziale Entwicklung im Wormser Norden besonders am Herzen liegt.“ Hier würden sich verschiedene Wohlfahrtsverbände, Kirchen
und Hilfsorganisationen positiv für den Stadtteil engagieren. Dies wolle die Stadtratsfraktion auch in Zukunft unterstützen.
Aufgesucht werde der Gesundheitsladen allerdings nicht nur von Menschen aus dem Nordend: „Zu uns kommen Menschen mit oder ohne Krankenversicherung, sowohl Personen, die zum Beispiel aufgrund von Mietrückständen seitens der städtischen Zentralstelle zur Vermeidung und Beseitigung von Obdachlosigkeit untergebracht werden mussten, als auch Menschen, die ohne festen Wohnsitz für nur jeweils einige Tage von Stadt zu Stadt ziehen“, so Bruckmeir weiter. Zwar könnten sogar Letztere dank des klar erkennbaren gesetzlichen Willens krankenversichert sein, allerdings fehle es den Betroffenen in der Regel an bürokratisch geordneter Struktur.
„Im Vergleich zum durchschnittlichen Bürger sind wohnungslose Menschen psychisch und teils auch körperlich weitaus häufiger beeinträchtigt“, erläuterte Tanja Lemper als Diplom-Sozialpädagogin der Caritas. Allerdings gerate zunehmend auch eine weitere Personengruppe in den Blick – aus Rumänien oder Bulgarien zugewanderte EU-Bürger ohne deutsche Sprachkenntnisse und ebenfalls allzu häufig ohne Krankenversicherung. „Wir haben allerdings auch schon deutsche Selbstständige behandelt, die im Zuge eines geringen Einkommens auf die Beiträge an eine Krankenversicherung verzichtet hatten“, ergänzte Dr. Wolfgang Karl-Schuch, der seit Beginn des Gesundheitsladens ehrenamtlich hilft.
Mieten, soziale Hilfen und Medikamente werden weitgehend durch Spenden und den Caritasverband finanziert. „Im vergangenen Jahr haben unsere ehrenamtliche Ärzte und ihre Helfer insgesamt 119 Menschen medizinisch im Gesundheitsladen versorgt“, bilanzierte Bruckmeir im Beisein des Wormser Sozialdezernenten Waldemar Herder. „Die Wohnungslosenhilfe der vergangenen Jahre findet sich ebenso im Wandel wider, wie die vielfältigen Bedürfnisse und Nöte ihrer Klientel“, glaubt Herder, denn so gehe der erforderliche Betreuungsaufwand inzwischen weit über die soziale Grundversorgung hinaus. Abschließend lobte SPD-Fraktionsvorsitzender Timo Horst das ehrenamtliche Engagement der Ärzte und Helfer des Gesundheitsladens ohne zu vergessen, dass die Arbeit des Stadtteilbüros der Caritas neben Kirchsteuern auch durch Zuschüsse der Stadt Worms und des Landes unterstützt wird.